Deutschland hilft indirekt bei gezielten Tötungen in Afghanistan

Die Bundeswehr ist tiefer in die gezielten Tötungen von Taliban-Kämpfern durch US-amerikanische Spezialeinheiten in Afghanistan verwickelt als es bisher bekannt war. Mindestens ein, von Deutschland auf Fahndungslisten der Nato gesetzter Taliban-Kommandeur, ist von amerikanischen Spezialkräften in Nordafghanistan getötet worden, wie der "Spiegel" nach der Veröffentlichung geheimer Afghanistan-Protokolle auf der Internetplattform WikiLeaks berichtet.

Die Bundeswehr hatte den Taliban-Kommandeur Qari Bashir, der im Raum Kunduz rund 50 Kämpfer unter seinem Befehl hatte, im Jahr 2009 mit dem Vermerk auf eine Jagdliste der Nato setzen lassen, er solle festgesetzt werden. Im November 2009 wurde dieser bei einer mehrtägigen Operation nordwestlich von Kunduz von amerikanischen Spezialkräften getötet.

Seit 2007 haben die Deutschen nach "Spiegel"-Informationen mindestens 13 Personen auf die Liste setzen lassen. Zwei wurden wegen fehlender neuer Hinweise wieder davon gestrichen, zwei weitere wurden festgenommen. Weitere 31 Nato-Ziele für Nordafghanistan wurden von anderen verbündeten Nationen beigesteuert. Die Deutschen hatten sich an der Mission der US-Kräfte gegen Bashir nicht aktiv beteiligt, da der zuständige Bundeswehrgeneral bei der Vorstellung der Pläne durch einen US-Major vor der Operation den Eindruck bekommen hatte, es sollten gezielt hochrangige Taliban ausgeschaltet werden.

Insgesamt stehen aktuell noch sieben von Deutschland nominierte Taliban auf der Nato-Liste, darunter der berüchtigte Taliban-Stratege Maulawi Shamsuddin aus Kunduz und Abdul Rahman, der am 3. September 2009 die beiden später bombardierten Tanklaster hatte entführen lassen. Der SPD-Verteidigungsexperte Hans-Peter Bartels kritisierte vor dem Hintergrund der neuen Erkenntnisse über gezielte Tötungen die Informationspolitik der Bundesregierung. "Es genügt nicht, nur die Obleute des Verteidigungsausschusses zu informieren, wenn die ihr geheimes Wissen dann nur begrenzt weitergeben dürfen", sagte er dem "Spiegel". "Stattdessen sollte nach Abschluss von Operationen das gesamte Parlament in Kenntnis gesetzt werden."

Bartels hält "Capture or Kill"-Operationen für "prinzipiell problematisch, nicht zielführend und kontraproduktiv". Bartels weiter: "Wenn wir von Taliban-Kommandeuren reden, geht es doch oft um Anführer im Rang eines Feldwebels, die vielleicht 10 bis 15 Mann unter sich haben. Das sind keine zentralen Feldherren, die da erwischt werden." Stattdessen habe der "Hass" auf Seiten der Afghanen noch zugenommen, "weil auch Leute getötet wurden, die man nicht hätte töten dürfen".

Newsquelle: dts Nachrichtenagentur
Bild: US-Soldaten in Afghanistan (Foto: dts Nachrichtenagentur)


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