U-Boot Bunker Valentin in Bremen-Farge: Führungen und Geschichte

Bunker Valentin © F. Rasch
Am Wochenende war es wieder soweit, „Norddeutschland“ hat sich auf dem Weg gemacht um Geschichtsspuren auf den Grund zu gehen. Diesmal führte uns der Weg nach Bremen, zum U-Boot-Bunker „Valentin“, der heute als „Denkort Valentin“ bezeichnet wird.

Nachdem zuletzt vielen Bunkeranlagen in Hamburg im Mittelpunkt des Interesses von „Norddeutschland“ standen, geht es diesmal um einen Ort außerhalb Hamburgs, dem „Denkort Valentin“ in Bremen-Farge. Wenn man es genau betrachtet, war „Valentin“ kein herkömmlicher U-Boot-Bunker, sondern eine ehemalige Bunkerwerft, für den Bau der U-Boot-Typen XXI, die nie zum Einsatz kam.

Die ehemalige, niemals fertiggestellte, Bunkerwerft „Valentin“ ist die am deutlichsten auffällige Hinterlassenschaft der nationalsozialistischen Rüstungsprojekte aus den 30er- und 40er-Jahren. Allerdings gibt es in der Region noch weitere Objekte wie die unterirdischen Treibstofflager in Farge und Neuenkirchen, auf die wir ein anderes mal eingehen wollen, genau wie auf die Zwangsarbeitslager bei Bremen.

Wenn man sich dem kleinen idyllischen Ort Bremen-Farge nähert, dann fällt einen der gigantische U-Boot-Bunker „Valentin“ schon aus der Entfernung auf. Auf dem Weg dorthin sieht man links am Straßenrand alte Bahnschienen, die einen erahnen lassen, dass diese für den Bau des „Valentin“ zwischen 1943 und 1945 genutzt wurden. Bei der Ankunft am Haupteingang zum Bunker-Gelände und dem ersten Sichtkontakt zum Bunker erstarrt man für einen kurzen Augenblick.

Der größte Bunker in Deutschland

Einen so großen Bunker hatten wir zuvor noch nicht gesehen. Mit einer Länge von 426 Metern und einer Breite zwischen 67 Metern (Ostseite) und 97 Meter (Westseite) ist der Bunker „Valentin“ (Grundfläche von 35.375 m²) der größten freistehenden Bunker in Deutschland. Europaweit ist er nach dem U-Boot-Bunker in Brest sogar der Zweitgrößte Bunker. Für den Bau des „Valentin“ wurden insgesamt eine Million Tonnen Sand und Kies verbaut. Zudem 132.000 Tonnen Zement und 20.000 Tonnen Stahl.

Der Bau des Bunkers begann 1943. In der Bunkerwerft sollten U-Boote des Typs XXI gefertigt werden. Die nationalsozialistische Führung glaubte in den letzten Kriegsjahren verstärkt daran, mit den neuen U-Booten den Endsieg herbeiführen zu können. Für den Bau des Bunkers wurden unter unmenschlichen Bedingungen bis zu 10.000 Zwangsarbeiter eingesetzt, weshalb man heute auch vom „Denkort Valentin“ spricht.

Mehr als 1.000 Tote beim Bunkerbau

Die genaue Zahl der Menschen, die unmittelbar durch den Arbeitseinsatz am „Valentin“ ums Leben gekommen sind, lässt sich unmöglich ermitteln. Es existieren Angaben, dass auf dem Osterholzer Friedhof in Bremen 2.136 Menschen bestattet wurden. Bei dieser Zahl wurden allerdings auch Tote mit eingerechnet, die von anderen Außenlagern nach Farge gebracht worden sind. Zudem auch Opfer der alliierten Bombenangriffe auf die Baustellen.

Anhand der Totenlisten, die allerdings nicht vollständig sind, ermittelte Heiko Kenia, dass vom November 1941 bis Oktober 1946 1.002 Menschen beim Bunkerbau ums Leben gekommen sind. Aber auch bei diesen Zahlen kann man sich nicht zu 100 Prozent sicher sein ob sie stimmen. Klar ist hingegen, dass zum Kriegsende kaum noch deutsche Männer in Bremen waren, weshalb man auf Zwangsarbeiter in der Kriegsproduktion angewiesen war.

Führungen und lesenswerte Bücher zum „Valentin“

Um den vielen Zwangsarbeitern des „Valentin“ zu gedenken, sollte man diesen Geschichtsträchtigen Ort bei Bremen unbedingt besuchen. Nähere Informationen zu den Führungen finden Sie auf der Homepage: www.denkort-bunker-valentin.de. Auf der Internetseite können Sie sich direkt zu Führungen anmelden. Wer erst einmal mehr über den Bunker und die damit zusammenhängende Zwangsarbeit wissen möchte, findet einiges lesenswertes über den aufgezeigten Amazon-Link... (fr)

Hier geht es zum den Büchern...
Bücher zum Bunker Valentin


Der Bunker Valentin und das Mahnmal "Vernichtung durch Arbeit". © F. Rasch
Der Bunker wurde nie fertiggestellt. © F. Rasch
Dieser Bereich des Bunkers ist nicht mehr begehbar. © F. Rasch
Dieser Bereich des Bunkers wurde von der Marine als Lager genutzt. © F. Rasch
Diese Bunkerhälfte nutzten die alliierten nach dem Krieg für Bombenversuche. © F. Rasch
Die letzte Station der Produktion, das Tauchbecken. © F. Rasch


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